Entstehung und Auswirkungen von Depressionen:
Ein Überblick mit Beispielen verschiedener Arten
Depressionen sind komplexe psychische Erkrankungen, die durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden können. Diese Faktoren lassen sich grob in biologische, psychologische und soziale Kategorien unterteilen.
Genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Depressionen. Menschen, deren Familienangehörige an Depressionen leiden, haben ein erhöhtes Risiko, selbst betroffen zu sein. Auch neurobiologische Prozesse wie Ungleichgewichte in den Botenstoffen Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn können eine Depression begünstigen. Darüber hinaus können hormonelle Veränderungen, etwa während der Pubertät, nach der Geburt (postpartale Depression) oder in den Wechseljahren, Depressionen auslösen.
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie hohe Selbstkritik, ein geringes Selbstwertgefühl oder eine Neigung zu Pessimismus können das Risiko erhöhen, an Depressionen zu erkranken. Auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit, wie Missbrauch oder Vernachlässigung, können die Wahrscheinlichkeit einer Depression im Erwachsenenalter erhöhen.
Soziale Isolation, chronischer Stress, belastende Lebensereignisse wie der Verlust eines geliebten Menschen, Arbeitsplatzverlust oder finanzielle Sorgen können ebenfalls zur Entstehung von Depressionen beitragen. Darüber hinaus spielen Umweltfaktoren wie anhaltende soziale Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt eine Rolle.
Auswirkungen von Depressionen
Depressionen wirken sich auf nahezu alle Lebensbereiche aus. Die Symptome können sowohl psychischer als auch physischer Natur sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Dies sind typische Auswirkungen
Für den Betroffenen eine sehr große gesundheitliche Beeinträchtigung, die sich auch auf das häusliche
soziale Umfeld sehr stark auswirken kann.
Anhaltende Traurigkeit, Gefühllosigkeit, Hoffnungslosigkeit und der Verlust von Interesse an Aktivitäten, die früher Freude bereiteten, sind typische emotionale Symptome. Betroffene können auch unter Schuldgefühlen, Wertlosigkeit und einer generellen Antriebsarmut leiden.
Depressionen können das Denken verlangsamen und das Konzentrationsvermögen einschränken. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen und können von negativen Gedanken über sich selbst und die Zukunft geplagt sein
Körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitverlust oder -zunahme, Erschöpfung und allgemeine körperliche Schmerzen sind ebenfalls häufig. In schweren Fällen können Depressionen sogar das Immunsystem schwächen und das Risiko für körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Depressionen können zu sozialem Rückzug führen. Betroffene ziehen sich oft von Freunden, Familie und Aktivitäten zurück, was die Isolation verstärken kann. Beziehungen können stark belastet werden, und es besteht das Risiko, dass Partnerschaften, Freundschaften und berufliche Beziehungen darunter leiden.
Depressionen treten in verschiedenen Formen auf, die sich in Symptomen und Schweregrad unterscheiden.
Hier einige Beispiele
Major Depression
Die Major Depression ist die häufigste Form der Depression. Sie ist durch eine tiefgreifende und anhaltende Traurigkeit, Antriebslosigkeit und den Verlust von Interesse an den meisten Aktivitäten gekennzeichnet. Die Symptome müssen mindestens zwei Wochen anhalten, um als Major Depression diagnostiziert zu werden.
Beispiel: Ein Mann in den Vierzigern zieht sich immer mehr von seiner Familie zurück, hat Schwierigkeiten, morgens aufzustehen, und kann sich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren. Er fühlt sich überwältigt von Schuldgefühlen und denkt, dass er ein Versager ist, obwohl er objektiv betrachtet erfolgreich ist.
Dysthymie (Persistente Depressive Störung)
Dysthymie ist eine chronische, aber weniger schwere Form der Depression. Die Symptome sind weniger intensiv, dauern jedoch über einen längeren Zeitraum, oft mehrere Jahre, an.
Beispiel: Eine Frau leidet seit ihrer Jugend unter anhaltender Niedergeschlagenheit und hat ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Obwohl sie in der Lage ist, ihren Alltag zu bewältigen, empfindet sie kaum Freude und hat das Gefühl, dass das Leben "an ihr vorbeizieht".
Bipolare Störung
Bei der bipolaren Störung wechseln sich depressive Phasen mit manischen oder hypomanischen Episoden ab, in denen Betroffene übermäßig euphorisch, energiegeladen und risikofreudig sind.
Beispiel: Ein junger Mann erlebt Wochen intensiver Energie, in denen er kaum schläft, viele Projekte beginnt und impulsive Entscheidungen trifft, gefolgt von tiefen depressiven Phasen, in denen er sich kaum aus dem Bett bewegen kann und an Selbstmord denkt.
Postpartale Depression
Diese Form der Depression tritt nach der Geburt eines Kindes auf. Sie unterscheidet sich von den sogenannten "Baby Blues" durch ihre Intensität und Dauer.
Beispiel: Eine frischgebackene Mutter fühlt sich Wochen nach der Geburt ihres Kindes ständig überfordert, traurig und unfähig, eine Bindung zu ihrem Baby aufzubauen. Sie hat Schuldgefühle und Angst, eine schlechte Mutter zu sein, und kann sich nur schwer um das Baby kümmern.
Saisonale Affektive Störung (SAD)
Diese Art der Depression tritt typischerweise in den Herbst- und Wintermonaten auf, wenn das Tageslicht reduziert ist. Betroffene leiden unter ähnlichen Symptomen wie bei einer Major Depression, aber die Symptome klingen oft im Frühjahr und Sommer ab.
Beispiel: Eine Frau bemerkt jedes Jahr im Herbst, dass sie antriebslos wird, sich zurückzieht und ihre Arbeit als anstrengender empfindet. Im Frühling bessert sich ihr Zustand ohne erkennbaren Grund, und sie fühlt sich wieder wie "sie selbst".
Atypische Depression:
Diese Form der Depression ist durch spezifische Symptome wie eine vorübergehende Verbesserung der Stimmung in Reaktion auf positive Ereignisse, übermäßigen Schlaf und gesteigerten Appetit gekennzeichnet.
Beispiel: Ein Mann ist meist niedergeschlagen und empfindet das Leben als sinnlos. Wenn jedoch ein Freund ihn besucht, fühlt er sich kurzfristig besser. Dennoch hat er ständig das Bedürfnis, viel zu schlafen, und greift oft zu ungesunden Lebensmitteln, um sich zu trösten.
